Herbarium
Das Herbarium des Botanischen Gartens der Universität Bern umfasst schätzungsweise rund 500.000 Belege, darunter Typus-Belege und wertvolle historische Sammlungen in gutem Zustand. Aktuell sind ca. 10% unserer Sammlungsbelege digitalisiert und online abrufbar.
Die Bedeutung von Herbarien ist vielfältig. Wird eine neue Pflanzenart entdeckt, so kann sie nur anhand eines Belegexemplars beschrieben werden, welches anschliessend als Typus-Beleg in einem Herbarium hinterlegt wird. Diese Typus-Belege sind besonders wichtig, da sie als Referenz dienen um dauerhaft nachweisen zu können, auf welches Pflanzenindividuum eine beschriebene Art zurückzuführen ist. Andere Belege können mit Typus-Belegen verglichen werden um Arten abzutrennen oder zusammenzuführen.
Die meisten Belege in einem Herbar sind jedoch keine Typus-Belege, sondern Pflanzen oder Pflanzenteile die möglichst viele Merkmale der jeweiligen Art zeigen und mit genauen Angaben versehen sind, wann sie wo und von wem gesammelt wurden.
Wozu dienen Herbarien?
Mit Hilfe der historischen Belege können Rückschlüsse auf heute erloschene Pflanzenvorkommen gezogen werden, oder über die Ausbreitung von Neophyten. Die historische Verbreitung von Pflanzen ermöglicht auch Einblicke in die Folgen von Klimaveränderungen, Wasserspiegelschwankungen und Landnutzungswandel und lässt daraus Szenarien für die Zukunft ableiten.
Gleichzeitig dienen Herbarien dazu, eigene Herbarbelege nachbestimmen zu können oder die jeweiligen Arten besser kennenzulernen. In Referenzherbarien werden Sammlungen von wissenschaftlichen Projekten hinterlegt um nachweisen zu können, dass es sich bei den angegebenen Artenlisten wirklich um die genannten Arten handelt.
Dank moderner molekularer Techniken, können auch genetische Informationen von Herbarbelegen gewonnen werden, mit denen Rückschlüsse auf phylogenetische Verwandtschaften oder die Entwicklung genetischer Diversität gezogen werden können. Herbarien sind deshalb heute wichtiger als je zuvor.
Wertvolle historische Sammlungen in Bern
Viele der Belege im Berner Herbarium stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert. Das Herbarium setzt sich unter anderem aus folgenden Sammlungen zusammen:
- Das Herbarium Bernense hat einen Fokus auf den Kanton Bern, enthält aber auch Belege aus anderen Teilen der Schweiz.
- Das umfangreiche Herbarium Helveticum enthält Belege aus der ganzen Schweiz.
- Das Herbarium Generale besteht aus Funden aus dem restlichen Europa und der ganzen Welt.
- Auch einige bedeutende Privatsammlungen namhafter Botaniker sind heute in das Herbarium der Universität Bern integriert. Zu nennen sind zum Beispiel die Sammlungen von H. Gerber aus Langnau, R. Sutter, Peter Fuchs oder F. von Tavel mit seiner einzigartigen Farnsammlung.
- Seit 1998 ist die botanische Sammlung des Naturmuseum Solothurn Teil des Berner Herbariums. Die rund 50.000 Belege wurden restauriert und in einer Datenbank erfasst. Ein Grossteil dieser Sammlung wurde von Herrn Probst und Herrn H. Lüscher zusammengetragen.
Neben den Herbarbelegen umfasst das Berner Herbarium auch eine Alkoholsammlung mit Pflanzen und Pilzen sowie eine umfangreiche Trockensammlung verholzter Pflanzenteile.
Aufarbeitung und Digitalisierung
Der neue Standort des Herbariums in der Länggassstrasse ermöglicht sowohl die bessere Unterbringung, als auch die Aufarbeitung und Digitalisierung der Sammlung. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Belege langfristig erhalten bleiben und die Zugänglichkeit und Sichtbarkeit der Sammlung wird massgeblich verbessert.
Seit 2022 laufen mehrere Projekte zur Aufarbeitung und Digitalisierung der Sammlung, die durch das Schweizer Netzwerk Naturhistorische Sammlungen (SwissCollNet) ermöglicht wurden:
- «Effiziente Digitalisierung von Herbarbelegen durch Einsatz von Digitalisierstrassen». In Zusammenarbeit mit dem Naturama Aargau
- «Historische schweizerische Alkoholsammlungen von Pflanzen und Pilzen: seltene und verborgene Schätze». In Zusammenarbeit mit dem Botanischen Museum der Universität Zürich
- «Digitalisierung der Herbarien Fribourg (NHMF) und Bern (BERN)». In Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum Fribourg und dem Botanischen Garten der Universität Fribourg
- «Digitalisierung der dreidimensionalen Trockensammlung und zugehörigen Herbarbelegen» In Zusammenarbeit mit dem Botanischen Museum der Universität Zürich, den Vereinten Herbarien der Universität und ETH Zürich und dem Naturmuseum Winterthur